Einführung in die AppGyver No-Code-Entwicklungsplattform

Allgemein

AppGyver ist eine No-Code-Entwicklungsplattform, welche dem Nutzer erlaubt, eine plattformübergreifende Anwendung im Baukastenprinzip zu erstellen. Die zu erstellende Anwendung wird dabei in eine React Native App umgewandelt und ermöglicht somit die Nutzung aller nativen systemeigenen Gerätefunktionen.

Akquisition durch SAP

Seit Februar 2021 ist AppGyver Teil der SAP Business Technology Platform und erweitert somit das Angebot der SAP im Bereich Business Process Intelligence und Low-Code.

Vision

Die Plattform soll Anwendern das einfache Gestalten von Oberflächen, Arbeitsabläufen, Formularen und robotergestützter Prozessautomatisierung ermöglichen.

Community-Driven wird bei diesem Tool großgeschrieben: Komponenten, Frontend-Logiken, Schnittstellen und weitere sind über einen Marktplatz (Component Market) kostenfrei ladbar. Jeder kann diese teilen und weiterverwenden.

Composer Pro

Der Drag-and-Drop-Editor bietet Nutzern die Möglichkeit, beliebige Beziehungen zwischen Elementen zu erstellen und Anwendungslogiken auf rein visuelle Weise zu erstellen. Hier sind keine Programmierkenntnisse erforderlich. Daher muss der Benutzer beispielsweise keine spezielle Syntax lernen. Mit dem Theme-Editor können ganz einfach individuelle Anpassungen von Komponenten erledigt werden. Diese können dabei auch dynamisch erfolgen: beispielswiese könnte man die Hintergrundfarbe basierend auf der Uhrzeit ändern lassen. Komponenten kann man selbst auch erstellen und diese mit den Nutzern teilen. Nutzer können diese Komponente laden und dann beliebig anpassen. Composer Pro macht das Platzieren von Komponenten sehr einfach und bietet die Möglichkeit, viele Attribute zu verändern. Hinsichtlich Optik und Funktion gibt es nahezu keine Einschränkungen.

Abbildung 0.1: Der Composer Pro Editor (Quelle: AppGyver)

Abbildung 0.1: Der Composer Pro Editor (Quelle: AppGyver)

Merkmale

Der Composer Pro ist ein einfach zu bedienender Drag-and-Drop UI-Builder und bietet in seiner Anwendung das Two-Way-Binding zwischen Datenquelle und Benutzeroberfläche. Der Logic Flow Builder bietet die Möglichkeit, komplexere Aufgaben zu erledigen und ist sehr umfangreich in Bezug auf Funktionen und Einbindungen. Durch den Plugin Store können beliebig viele Drittpartei-Komponenten importiert werden, was die Zeit zum Entwickeln der Anwendung erheblich reduzieren kann. Die Länge und Breite des Canvas kann man beliebig ändern, Composer Pro bietet eine Palette an vordefinierten Bildschirmgrößen einiger Mobile Geräte an. 

Abbildung 0.2: Ein Teil der vordefinierten Bildschirmgrößen (Quelle: AppGyver)

Abbildung 0.2: Ein Teil der vordefinierten Bildschirmgrößen (Quelle: AppGyver)

Preview-Funktion

Der Nutzer hat gegenüber der normalen WYSIWYG-Ansicht auch die Möglichkeit, die zu erstellende Anwendung auf sein eigenes Smartphone zu laden. Hierfür benötigt man die im AppStore (iOS) oder Play Store (Android) vorhandene App namens „AppGyver Preview“. Nach dem Anmelden ist jede über den Composer Pro-Editor erstellte Anwendung abrufbar.

Anmeldung

Die Anmeldung ist schnell erledigt. Hierfür öffnet man die „AppGyver Preview“-App und klickt auf den „LOGIN“-Button. Nun wird man zu einer View weitergeleitet, bei der die Nutzer entweder einen Login Link manuell eingeben oder sich direkt über die QR-Code Funktion anmelden können.

Beim Klick auf „SCAN QR CODE“ öffnet sich die Kamera und man hat nun die Möglichkeit sich über einen QR Code anzumelden und anschließend auf alle seine Anwendungen zuzugreifen. Der QR-Code ist im „LAUNCH“-Register auf der AppGyver-Seite einsehbar.

Nutzung

Sobald man eine App öffnet, wird die zu erstellende Anwendung mit sämtlichen Funktionalitäten angezeigt und steht nun dem Anwender zur Verfügung. Nimmt man jetzt Änderungen bei der Anwendung im Composer Pro-Editor vor und speichert diese, wird der neue Stand automatisch in der „AppGyver Preview“-App geladen und ist somit für den Nutzer verfügbar

Daten & Variablen

Folgende Daten und Variablen unterstützt AppGyver im Umgang mit Texten, Binding und Funktionen.

Statische Werte

Es werden Texte, bzw. Zeichenketten, Zahlenwerte (Ganzzahl und Gleitkommazahlen) akzeptiert. Maximal können 16 Nachkommastellen eingegeben werden.

Datenvariablen

AppGyver bietet unter dem Reiter „Datenvariablen“ die Option „Client-Side Storage“ bei dem Daten lokal gespeichert werden. Der Speicher ist hierbei lesbar als auch schreibbar.

Die Einbindung von REST, OData, Firebase oder von Nutzern vordefinierte Schnittstellen sind ebenso möglich.

Seitenvariablen

Seitenvariablen existieren im Kontext der aktuellen Seite. Sie werden initialisiert, wenn die Seite geöffnet wird und aus der Anwendung entfernt, wenn die Seite geschlossen wird. Sie sind evtl. hilfreich für das Speichern von Daten: Formulare, Ladezustand der aktuellen Seite, ausgewählte Filter etc.

App-Variablen

App-Variablen existieren im globalen Kontext der Anwendung. Wenn die Anwendung zum ersten Mal geöffnet oder später geschlossen wird, werden die App-Variablen zurückgesetzt.

Seitenparameter

Seitenparameter sind schreibgeschützte Textvariablen, deren Werte als Teil der Funktion zum Navigieren zu einer Seite verwendet werden. Damit kann beispielsweise die ID eines Produktes mit einem Seitenparameter an eine Detailseite übergeben werden, um alle erforderlichen Informationen eines Produktes anzuzeigen. Seitenparameter funktionieren im Hintergrund wie URL-Parameter:

https://www.example.com/index.html?name1=value1&name2=value2

Auch hier werden die Seitenparameter zurückgesetzt, wenn die Seite geschlossen wird.

System-Variablen

Systemvariablen definieren Eigenschaften der aktuellen Anwendung und des Geräts, auf dem die Anwendung läuft. Sie können nicht direkt vom Nutzer beeinflusst werden. Dort sind Informationen abrufbar wie beispielsweise Bildschirmausrichtung, Netzwerkstatus, Systeminformationen, etc.

Sensor-Variablen

In den Sensorvariablen werden die von den Gerätesensoren erfassten Daten gespeichert, wie GPS-Position oder Werte verschiedener Sensoren (Beschleunigungssensors, Barometer, Kompass, Gyroskop, Magnetometer, etc.).

Übersetzungsvariablen

Die Übersetzungsvariablen ermöglichen, mehrere Sprachvarianten eines Textes zu definieren. So kann die Mehrsprachigkeit von Anwendungen sehr einfach erreicht werden.

Logische Abläufe

Logische Abläufe bestehen aus einem auslösenden Ereignis und angehängten Funktionen. Jedes Ereignis und jede Funktion wird durch einen Knoten auf dem Logik-Canvas dargestellt, wobei die Ausführungsreihenfolge durch Verbindungsdrähte zwischen den Knoten definiert wird.

Abbildung 0.1: Beispielhafte Definition eines Ablaufes (Quelle AppGyver)

Abbildung 0.1: Beispielhafte Definition eines Ablaufes (Quelle AppGyver)

Das obige Beispiel zeigt, dass nach einem Klick-Ereignis, eine Kamera-Anwendung geöffnet wird. Sobald der Nutzer eine Aufnahme mit der Kamera macht oder die Kamera-App beendet, wird der Logikablauf weiter ausgeführt.

Der Logikablauf kann verzweigen, je nachdem, was während der Ausführung des Logikablaufs passiert. Im obigen Beispiel wird bei einer erfolgreichen Aufnahme mit der Kamera mit der Ablauffunktion „Seitenvariable setzen“ fortgefahren. Dort wird die Aufnahme gespeichert. Ansonsten wird eine Nachricht angezeigt (z.B. eine Fehlermeldung).

Es gibt dutzende Ereignisse die man per Drag & Drop hinzufügen kann. Hier eine beispielhafte Liste:

  • Navigieren
  • Variablen setzen (App, Page, Daten)
  • Dialogfenster erzeugen (Toast, Alert, Confirm)
  • Ladebalken bzw. Spinner aktivieren
  • Daten und Models manipulieren
  • QR/Barcode Scanner und Kamera inkludieren
  • GPS-Standort evaluieren
  • Verzögerungen und If-Konditionen hinzufügen
  • JavaScript-Code verarbeiten
  • Events verarbeiten

Qualität & Praktikabilität

AppGyver bietet jedem ohne Programmierkenntnisse die Möglichkeit, eine Anwendung zu erstellen, doch wie sinnvoll und gut kann eine Anwendung mit AppGyver werden? Wie sehen die Vor- und Nachteile aus? Kann man als Unternehmen von dieser No-Code-Plattform profitieren?

AppGyver ermöglicht eine deutliche Reduktion der Entwicklungsaufwände gegenüber Anwendungen, die klassisch entwickelt werden. Beispielsweise nimmt das Implementieren einer Kamerafunktion oder eines QR-/Barcode Scanners in konventionellen Programmiersprachen viel Zeit in Anspruch. Solche vorgefertigten Funktionen im Drag & Drop Editor ersparen diesen Aufwand. Zudem handelt es sich hierbei um eine einzige Code-Basis, was bedeutet, dass man diese Anwendung nicht individuell für Web, iOS und Android erstellen muss, sondern diese ohne Anpassung konvertiert werden können. Updates können deutlich schneller erledigt werden, da logische Fehler nicht mehr in einem Berg an Quellcodes gesucht werden müssen.

Diese Vorteile ermöglichen es, Unternehmen frühzeitig auf neue Trends im Markt zu reagieren und somit zeitnahe Lösungen für Kunden anzubieten. Aufgrund der Tatsache, dass die Anwendung auf React Native basiert, ist von einer allgemeinen guten Performance auszugehen. Jedoch kann diese nicht weiter optimiert werden, da es laut dem Hersteller nicht möglich sein wird, eine fertige Applikation als React Native Projekt zu exportieren. Diese Tatsache macht es allgemein schwierig, tiefergehende Änderungen in der Code-Ebene durchzuführen, welche erforderlich sein könnten, um z.B. Sicherheitslücken zu schließen, welche außerhalb von den Fertigkeiten des Composer Pro liegen. Man ist somit auf die Aktualisierungszyklen des Herstellers angewiesen.

Durch die Unterstützung von REST und OData, sind viele Anwendungsszenarien, auch komplexe Aufgaben und Workflows, bedenkenlos. Als beispielhafter Case wird vom Hersteller eine mit AppGyver erstellte Anwendung von DHL genannt, die den Lieferanten in die Lage versetzt, Schäden am Fahrzeug über ein Formular mit Beweisbildern zu melden.

Fazit

Durch den hohen Funktionsumfang und leichte Bedienung, sorgt AppGyver für eine steile Lernkurve bei den Nutzern. Viele Blogeinträge und Videos erleichtern den Einstieg in die No-Code-Platform deutlich. Das Aneignen von Programmierkenntnissen ist deutlich aufwändiger. Die Plattform ist nicht nur für Anwendungen im privaten Bereich gedacht, sondern auch auf kommerzielle und betriebliche Anwendungen ausgerichtet und daher für Unternehmen empfehlenswert. Dank der No-Code-Ausrichtung auch ideal für Nutzer, die keine Entwickler sind.

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